fellow
Portrait of Albert Gouaffo

Albert Gouaffo

2025-2026
Home institution
University of Dschang
Country of origin (home institution)
Cameroon
Discipline(s)
Literature
Theme(s)
Cultural Studies Post-colonialism
Fellowship dates
Biography

Albert Gouaffo (Prof. Dr. phil.), lehrt germanistische Literatur- und Kulturwissenschaft sowie interkulturelle Kommunikation an der Université de Dschang in Westkamerun. Er ist Principal Investigator in verschiedenen internationalen Projekten unter anderen „Umgekehrte Sammlungsforschung. Kamerunische Kulturgüter in deutschen Museen (finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Restitution der Würde? Menschliche Überreste – Kolonialismus und Menschlichkeit (finanziert von der Volkswagen Stiftung). Er ist auch Mitglied von verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten wie z. B. beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK). Er ist Jacob- und Wilhelm-Grimm-Preis des DAAD für das Jahr 2025.

Research Project
Wie ‚blind‘ ist der deutsche Literaturkanon? Diversität als Herausforderung und Perspektive der Literaturgeschichtsschreibung in der postkolonialen Germanistik.

Ein Blick in die Handapparate einführender Kurse zur deutschen Literaturdidaktik und Literaturgeschichte an deutschen Universitäten zeigt, dass die empfohlenen Lektüreliste vornehmlich Werke von Autor:innen wie Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Theodor Fontane, Thomas Mann, Heinrich Böll, Günter Grass, Anna Seghers und Christa Wolf umfasst. Obwohl Deutschland seit seinen imperialen und postkolonialen Annexionen seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend multikulturell geprägt wurde, ist dieser Wandel im literaturwissenschaftlichen Betrieb kaum wahrgenommen worden. Deutsche Literaturgeschichte ist und bleibt diese Literatur, die von Autor:innen deutscher Herkunft  über Ihresgleichen und in deutscher Sprache geschrieben wird. Ist dieses Literaturverständnis heute nicht antiquiert, wenn man davon ausgeht, dass Deutsche im Kolonialprozess Texte über die imperiale Expansion und postkoloniale Verflechtungen überseeischer Gebiete verfasst haben, die nirgends in den deutschen Literaturgeschichtsbüchern auftauchen? Gehören Texte, die von der afrikanischen (kolonialen und postkolonialen) Diaspora zur deutschen Literatur? Sind die Begriffe Migranten- bzw. Migrationsliteratur nicht diskriminierend, weil sie Diversität, die ästhetische und kulturelle Verflochtenheit des deutschen Literaturfeldes (Bourdieu) unsichtbar machen und somit eine Exklusion reproduzieren?

Vor dem Hintergrund der Debatte über Kanonbildung in der Literaturwissenschaft argumentiert  mein Projekt für ein plurales Literaturverständnis der deutschen Gegenwartsliteratur: für einen Kanon, der dekolonial ist, und der kulturellen Diversität der Autor:innen und ihrer Werke in der deutschen Literarturproduktion Rechnung trägt. Es geht darum, die wach gehaltene koloniale Amnesie in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung zu dekonstruieren.

Research Interests:

German literature; german culture; german memory; colonial history and heritage; intercultural communication; african literature